Nach zwei strammen Fahrtagen freuten wir uns auf das neue Land – Malawi! Die Menschen empfingen uns unfassbar freundlich. Wo wir entlang fuhren riefen die Kinder uns zu, winkten, strahlten. Auch die Gesichter der Erwachsenen öffneten sich, sobald wir die Hand zum Gruß erhoben, mit leuchtenden Augen winkten sie zurück. Zahlreiche Checkpoints säumten unseren Weg, bei den meisten wurden wir freundlich durchgewunken. Doch einige Polizeikontrollen entwickelten sich speziell – dazu später mehr...

Nach kurzer Fahrt war die erste größere Stadt im Norden erreicht – Karonga. Das Städtchen hat auch historische Bedeutung, zum einen als alte Handelsstadt auf der Cape-to-Cairo-Strecke, zum anderen als Schauplatz einer einzigen Schlacht im ersten Weltkrieg, in der die Briten (nachdem sie mit erheblicher Verspätung vom Kriegsausbruch erfahren hatten) ihre deutschen Freunde gefangen nahmen, nicht ohne vorher noch drei Tage miteinander ausgiebig gefeiert zu haben. Doch vor allem ist die Stadt auch durch den berüchtigten Sklavenjäger Mlozi bekannt, der in Karonga als "Sultan von Nkondeland" seine Schreckensherrschaft ausübte. Zudem fand man in der Gegend vor wenigen Jahren 100 Millionen Jahre alte Dinosaurierknochen, die im von einem deutschen Wissenschaftler konzipierten Cultural & Museum Center ausgestellt sind. Da es in Seenähe drückend schwül war und die Nächte drohten wieder unerträglich heiß zu werden beschlossen wir, in die Berge zu "fliehen" und ein Teilstück der "Old Stevenson Road" zu fahren, die in alter Zeit den Tanganyikasee mit dem Malawisee verband. Schließlich bogen wir nach Süden ab und folgten der Grenze zu Sambia über die Nyika-Berge. Die Landschaft war schön, aber recht dicht besiedelt. Dafür war die Straße entsetzlich schlecht. Durch den starken Regen der letzten Monate wurden tiefe Gräben in die rote Erde gespült. Wir befanden uns immer noch mitten in der Regenzeit und heute sollte uns der Regen auch mal so richtig erwischen. In kürzester Zeit verwandelte sich der Belag in Schmierseife, sodass wir im Schritttempo weiter rutschten. Zum Glück war bei dem Wetter kein Gegenverkehr zu erwarten. Das glaubten wir so lange, bis sich uns ein Ambulanz-Fahrzeug näherte – auf unserer, der besseren Seite. Zurückfahren konnten wir nicht, taten sich doch hinter uns und an der abschüssigen Seite tiefe Gräben auf. Die Ambulanz versuchte vergeblich den Spurwechsel, rutschte immer wieder weg und auf uns zu. Schließlich probierten wir auszuweichen, was dazu führte, dass sich der Landi zur Hälfte um die eigene Achse drehte. Es half nichts. Ein Teil der Krankenwageninsassen musste im strömenden Regen aussteigen – hierbei handelte es sich aber mitnichten um Verletzte oder Erkrankte sondern lediglich um Mitfahrer. Wir staunten nicht schlecht, als der Beifahrer beim Toyota von außen den Allrad zuschaltete. Der Fahrer entschuldigte sich grinsend, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr ein Stück zurück, so dass wir problemlos aneinander vorbei kamen. Da hatte er sich doch tatsächlich ohne Allrad bei diesen Verhältnissen auf die gefährliche Strecke gemacht! Wir fahren froh, als der Regen etwas nachließ, und wir trotz der Besiedlungsdichte einen akzeptablen Schlafplatz in der Nähe der Straße fanden. Schnell wurde es dunkel. Mit einem Mal hörten wir Gesänge aus zahlreichen Kinderkehlen und in der schwarzen Nacht kam eine Schar Kinder und Erwachsener die finstere Straße herunter und zog singend an uns vorbei. Keine Ahnung, wohin sie aufgebrochen waren, ein wenig gruselig war der Zug in jedem Fall. Doch obwohl auch am nächsten Morgen zahlreiche Leute – immer noch im strömenden Regen – den Weg entlang liefen, störte sich niemand an unserer Anwesenheit. Die Menschen hoben grüßend die Hand und gingen weiter ihres Weges, niemand blieb stehen, niemand kam zu uns, niemand bettelte – was für eine Wohltat. Unser Weg führte uns weiter in Richtung Nyika Nationalpark, den wir im Transit und damit kostenfrei durchfahren wollten. Unterwegs passierten wir einen umgestürzten LKW, dem der rutschige Weg am Vortag zum Verhängnis geworden war. Der Park weist in tierischer Hinsicht keine Besonderheiten auf, ist aber landschaftlich durch die karge Wildnis sehr beeindruckend. Die Strecke war furchtbar schlecht, und wir kämpften uns über große Felsen voran. Ein holländisches Paar mit in Südafrika neu gekauftem Landi kam uns entgegen, das erste Reisefahrzeug seit langer Zeit. Nach der Ausfahrt aus dem Nationalpark änderte sich das bis dahin so positive Bild der Menschen leider erst einmal. Kinder, nicht älter als drei Jahre standen am Wegesrand und riefen im Chor: "Give me sweet, give me sweet", ebenso ältere die ihren Spruch auch in "give me money, give me money" abwandelten. Was richten da manche Touristen an, diese Kinder so zu verderben! Je weiter wir uns vom Park entfernten, desto mehr "normalisierte" sich das Verhalten der Menschen wieder, fröhlich winkend zogen etliche uniformierte Kirchgänger an uns vorüber. Man kann sich kaum vorstellen in diesem so gläubigen Land, in dem fast in jedem Dorf eine Kirche oder manchmal eine Moschee steht, dass Malawi eines der Länder ist, in denen es immer noch jedes Jahr zahlreiche grausame Morde an Albinos gibt, da die Menschen an übersinnliche Kräfte in den Gliedmaßen dieser leidgeprüften Menschen glauben. Über den kleinen Ort Rumphi fuhren wir weiter in Richtung Livingstonia, Sitz der ehemaligen Livinstonia Mission. Der schottische Arzt Dr. Laws hatte 1894 auf ein Plateau die Mission verlegt, die er zehn Jahre zuvor erfolglos am Cape Maclear im Süden gegründet und nach sieben Jahren nach Bhandawe verlegt hatte. Entweder die Malariamücken oder die Sklavenjäger zwangen ihn zum Umzug. Das hübsche Steinhaus des Arztes ist ebenso zu bewundern wie die traumhafte Aussicht auf den Malawisee. Die Nacht verbrachten wir in einem Ökocamp in der Nähe, genossen das ausgezeichnete Essen und den traumhaften Blick von der Terrasse, wunderten uns aber doch darüber, was einen Menschen dazu verleitet, Duschen nur halbhoch zu mauern, so dass Frauen, die nicht der Freikörperkultur anhängen gewisse Probleme mit ihrer Intimsphäre haben und Trockentoiletten (Plumpsklos) so zu konzipieren, dass man praktisch im Freien sitzt. Praktischerweise kann man sich dafür mit seinem direkten Nachbarn unterhalten. Dieser Umstand drohte zu Harnverhalt und Verstopfung zu führen, so dass wir beschlossen, am nächsten Tag gleich weiter zu fahren. Die höchsten Wasserfälle Malawis, die Manchewe Falls in der Nähe waren absolut sehenswert. Über mehrere Einzelfälle, die bis zu 50 m hoch sind, stürzen sich die Wassermassen, die in der Regenzeit besonders gewaltig sind, über 270 m hinab. Wir genossen den Blick direkt an der Abruchkante in die Tiefe. Ohne Geländer oder sonstige Absicherung, in Deutschland undenkbar! Weiter ging es über 20 Serpentinen ins Tal, die der schottische Arzt als Longmuir-Road vom See bis zum Plateau bauen ließ. Wir kämpften uns durch Geröll und tiefe Löcher auf die Nationalstraße M1 und konnten nun von unten den Blick auf das Plateau genießen, den Dr. Laws vor über 120 Jahren gehabt haben muss. Unseren nächsten Halt machten wir an der Zuwurufu-Hängebrücke, der letzten verbliebenen Bambusbrücke im Norden. Ich hatte mir hierunter eigentlich eine nette Wackelbrücke vorgestellt, mit einem Seil oder einem Bambusstab rechts und links, über die man einen Bach überquert. Weit gefehlt! Bei der Brücke handelt es sich um eine sogenannte Basket-Bridge, d.h., sie ist quasi wie ein Korb aufgebaut – besser wie ein Viertelkorb... Von Halteseilen, -stangen oder -griffen ist nach den ersten Metern auch nichts mehr zu finden, dafür überquert sie in Indiana-Jones-Manier nicht einen Bach sondern einen reißenden Fluss. Ich hätte gleich skeptisch werden sollen, als wir zunächst zu einer Hütte geführt wurden, in dem neben obskuren Masken Spendenkörbchen standen, um die Geister zu besänftigen. Nun muss man wissen, dass mein Gleichgewichtssinn bedauerlicherweise mit der Geburt meines ersten Kindes abhanden gekommen ist, die Trittsicherheit somit nicht gegeben. Allein meiner Fähigkeit mittels Selbstbesprechung Panikattacken zu bekämpfen, ist es zu verdanken, dass ich nicht in die Fluten stürzte, sondern die erste Querung schaffte. Auch Michael merkte irgendwann, dass er das Filmen lieber zugunsten beruhigender Worte einstellen sollte. Doch bedauerlicherweise musste ich ja auch wieder zurück. Der nette Brückenwart gab mir glücklicherweise noch einige Tipps für den Rückweg, nachdem er freundlicherweise festgestellt hatte: "You have fear, your husband not!". Nun ja, da gab es nicht viel zu widersprechen, Michael sprang wie ein junges Reh zurück, und ich – schaffte es auch. Gott sei Dank!

In Mzuzu, einer Provinzhauptstadt auf angenehmen 1300 Metern Höhe (wir suchten immer noch nach "kühlen" Schlafplätzen) übernachteten wir bei einer verhältnismäßig neuen Lodge, geführt von einem Südafrikaner. Hier genossen wir zum ersten Mal seit langem traumhafte Pizza und Burger. Da wir selten Essen gehen und gewöhnlich selbst kochen, war das eine willkommene Abwechslung. Der interessante Lebenslauf unseres Gastgebers, der zuerst nach abgebrochenem Studium zur See fuhr, dann eine Ausbildung zum Koch absolvierte, bei einem Parlamentsabgeordneten in Tansania quasi versklavt und nach einem halben Jahr von seinem Vater gerettet wurde, ließ uns zusammen mit dem leckeren Essen auch den sintflutartigen Regen nahezu vergessen. Glücklicherweise hatte das Wetter jedoch am nächsten Tag wieder ein Einsehen, so dass wir uns bei Sonnenschein auf die weitere hervorragend ausgebaute Strecke in den Süden aufmachten. Die Landschaft war wunderschön, große Pinienwälder säumten karge Kegelberge aus Granit. Auf seltsamen Lastenfahrrädern wurden schwere Kohlensäcke oder Holzstämme transportiert, die die Fahrer auf leiterartigen Gestellen hinter dem Rücken auftürmten. Wieder waren die Menschen von ausnehmender Freundlichkeit, so dass wir uns die tägliche Mittagsrast wieder angewöhnten, da es kein Problem war, am Wegesrand stehen zu bleiben, um den Tisch zu decken. Alle liefen freundlich grüßend vorüber. So erreichten wir zügig die Hauptstadt Lilongwe, in der wir den Campingplatz auf dem Golfplatz aufsuchten, eine grüne Oase inmitten der hektischen Stadt. Allerdings verschloss der verwirrte Wächter in der Nacht die Toilette... Tatsächlich ist es in Malawi nicht so einfach, wild zu campen, da das Land klein und verhältnismäßig dicht besiedelt ist. Der Grund, in Lilongwe zu übernachten, war allerdings ein anderer. Wir hatten gelesen, dass es hier ab März/April spannende Tabakauktionen geben solle. Da riesige Tabakfelder und Trockenspeicher am Straßenrand unseren Weg gesäumt hatten, interessierte uns das sehr. Nach einiger Suche fanden wir auch das Auktionshaus und wurden von den Wächtern freundlichst Willkommen geheißen und für den nächsten Morgen herzlich zur Auktion eingeladen. Doch bedauerlicherweise mussten wir am folgenden Tag feststellen, dass die Jungs keine Ahnung hatten, die Auktionen erst in zwei Wochen beginnen und wir 20 km umsonst gefahren waren – schade! Zumindest hatten wir in Lilongwe jedoch unseren Landi nach der roten Schlammschlacht wieder waschen und polieren lassen können. Die Zeit nutzte ich, um mich mit einem Angestellten zu unterhalten, der für Werkstatt und Waschanlage die Abrechnung macht. Poyson war Ende Zwanzig und erzählte mir von seinem Arbeitstag. Von 7 Uhr bis 17 Uhr muss er täglich arbeiten, wenn noch Kunden da sind entsprechend länger. Sein Wohnort liegt 2 Stunden entfernt, so dass er jeden Morgen um 5 Uhr Zuhause losläuft und abends frühestens um 19 Uhr wieder ankommt. Er arbeitet von Montag bis Sonntag, freie Tage gibt es nicht. Nach dem Verdienst habe ich nicht gefragt, allerdings liegt der Mindestlohn in Malawi bei 1€/Tag, ein Brot kostet 50 Cent... Viel mehr werden wahrscheinlich auch die Steineklopfer nicht verdienen, die mit der Hand Schotter für den Wegebau geklopft haben.

Bei der Ausfahrt aus Lilongwe in Richtung Süden gab es mal wieder eine Polizeikontrolle. Wie bereits beschrieben, hatten die meisten Polizisten kein Interesse an uns sondern stoppten entweder LKWs oder Sammetaxis. Einmal waren wir direkt nach der Grenze angehalten und nach der Versicherung gefragt worden. Es ist gar nicht so einfach für ein Fahrzeug, das nicht als Wohnmobil zugelassen ist, eine Versicherung zu finden, die eine solche Reise versichert. Michael hatte hier im Vorfeld viel Recherchearbeit geleistet. Schließlich sind wir bei "Tourinsure" fündig geworden, einer Versicherung, die zum AXA-Konzern gehört und weltweit gültig ist. Sämtliche Staaten, die wir bereisen, sind auf dem Vertragsblatt aufgeführt, das Schreiben ist in englischer Sprache abgefasst. Der Beamte, der uns direkt nach der Grenze anhielt, war sehr interessiert an diesem Vertrag und ließ sich das Procedere genau erklären. Auch seine durchaus intelligente Frage, was im Falle eines Unfalles in Malawi denn zu tun sein, konnten wir zufriedenstellend beantworten, denn in jedem Land gibt es eine Partneragentur, die im Notfall zu kontaktieren ist. Als wir beim Checkpoint hinter der Hauptstadt wieder nach der Versicherung gefragt wurden, fühlten wir uns gut gerüstet, zeigten unsere Schreiben und versuchten das Verfahren zu erklären. Der erste Polizist holte den nächsten und zu zweit erklärten sie uns, dass diese Versicherung in Malawi nicht gültig sei. Sie machten uns das großzügige Angebot, dass wir keine Strafe bezahlen, sondern nur die Versicherung abschließen müssten. Praktischerweise war ein Vertreter auch gleich bei der Hand, der selbstredend ganz uneigennützig die Aussage der Polizisten bestätigte. Nun sahen wir das naturgemäß ganz anders, versuchten zu erklären, wurden unterbrochen, versuchten es weiter. Die Polizisten waren absolut unwillig zuzugeben, dass es etwas geben könnte, dass sie nicht kennen, in kürzester Zeit entwickelte sich somit ein Streitgespräch und aus der Sachfrage wurde ein Machtkampf. Wir weigerten uns zu zahlen, die Polizisten weigerten sich, uns unsere Unterlagen wieder zu geben – ein Patt. Die Situation eskalierte weiter, wir hatten Zeit und die Polizisten auch. Michael fragte nach dem leitenden Officer des Checkpoints. Dieser saß gemütlich im Auto und ließ sich die ganze Sache erst von seinem Beamten, dann von Michael erklären. Ich schnappte bei der Erklärung des Polizisten auf, dass er seine Weigerung unter anderem daran festmachte, dass bei der Local-Agency keine Telefonnummer angegeben war. Zugegeben wäre damit die Erreichbarkeit im Notfall auch eingeschränkt. Glücklicherweise funktionierte das Internet gut, so dass ich die Agentur schnell googlen konnte, eine Nummer fand und sie dem Chef hinhielt. Die Spannung stieg ins Unermessliche, als er wählte und wartete. Gott sei Dank nahm jemand am anderen Ende ab. Natürlich wussten wir nicht was gesprochen wurde, fand das Telefonat doch in der Landessprache Chichewa statt, doch als er auflegte und mit ernsten Worten mit seinen beiden Beamten sprach, war klar, dass wir gewonnen hatten. Schweigend reichte er uns unsere Papiere zurück, wir bedankten uns herzlich und machten uns schnell aus dem Staub. Puh, das war heftig! Keine 10 Minuten später die nächste Kontrolle, die gleiche Frage. Dieses Mal ging es zum Glück glatt, der Polizist war verständig, zufrieden mit der Malawi-Agentur. Die nächste Kontrolle, keine halbe Stunde später. Dieses Mal eine Polizistin, die die Versicherung sehen wollte. Wir hatten nicht den Eindruck, dass sie irgendetwas von dem verstand, was sie las, wollte aber wohl keinen Stress und auch keine Erklärung und ließ uns weiterfahren. Die nächste Kontrolle war die skurrilste. Eine Polizistin kam zum Auto, "Where do you come from?" "Lilongwe". "Where are you heading?" "Zomba." "Are you christian?" "Yes." "Nice journey, go".

Entlang der grünen Grenze zu Mosambik, die lediglich durch weiße Markierungssteine zu erkennen war, erreichten wir den Süden. Riesige Marktflecken lagen am Wegesrand, doch wieder verkauften die Menschen immer nur das Gleiche. Tomaten, Kartoffeln, Mais und etwas Kohl. Selten erhält man anderes Gemüse, es gibt praktisch keinen Käse. Milch wird importiert aus Südafrika. Es ist uns unverständlich, warum die Menschen nichts anderes versuchen und den Boden auslaugen durch den immer gleichen Anbau. Im netten Städtchen Zomba schmücken noch einige schöne Häuser aus der britischen Kolonialzeit den Ort, der für uns jedoch nur Durchgangsstation zum bekannten Zombaplateau war. Dennoch wollten wir noch kurz einkaufen und mussten hierbei feststellen, dass in Zomba die Armut allgegenwärtig ist. So viele Bettler hatten wir in ganz Malawi noch nicht gesehen, zahlreiche Behinderte lungerten vor dem Lebensmittelmarkt herum und warteten auf ein Almosen. Mehrere abgerissene Kinder kamen und rieben sich die hungrigen Bäuche. Nachdem sie eine Banane bekommen hatten, bedankten sie sich höflich und zogen glücklich weiter. Als Michael noch einmal zum Auto zurück kehrte, um eine Pfandflasche zu holen, wurde er von einem jungen Mann aggressiv angebettelt, der vermutlich unter Drogen stand und bedrohlich eine Rasierklinge in der Hand hielt. Die Situation war nicht ungefährlich und glücklicherweise passierte nichts Schlimmeres. Auf dem Weg zum Plateau kauften wir noch einige wilde Himbeeren und bezogen dann den schönen Campingplatz im Wald hinter einer ehemaligen Forellenfarm. Das Wetter hatte glücklicherweise ein Einsehen, die Sonne lachte, und wir genossen den Abend bei einem gemütlichen Campfire. Michael konnte hier seinem Hobby frönen und Mineralien erwerben, die in großer Zahl angeboten wurden. Endlich blieben wir mal wieder mehrere Nächte hintereinander am gleichen Ort und planten für den kommenden Morgen eine Wanderung. Da es in der Vergangenheit am Plateau schon Raubüberfälle gegenben hatte, beschlossen wir, einen Guide zur Begleitung zu nehmen. Außerdem verschafft man so den Menschen ein wenig Einkommen. Whiskey (so hieß er wirklich) führte uns in einer mehrstündigen Wanderung an den Williams Falls vorbei zum Queens und Emperors View. Wir hatten Glück, dass sich die Wolken immer etwas verzogen, so dass wir den Blick auf Zomba und Umgebung genießen konnten. 1967 hatte Queen Mum das Plateau besucht und als einen der schönsten Ausblicke im britsichen Empire gelobt. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet der Emperors View, an dem Kaiser Haile Selassie aus Äthiopien in die Tiefe blickte. Seine Rastafari-Gemeinde hat ihm auch hier einen Unterstand gewidmet. Auf dem Weg konnten wir immer wieder bunte Schmetterlinge betrachten und mehrere Ameisenstraßen bewundern. Die Ameisen sind hier einigermaßen angriffslustig und den noch größeren Wächetertierchen möchte man nicht in die Quere kommen. Unser Auto hatte währenddessen Gesellschaft von sechs Pferden bekommen, die auf dem Campingplatz grasen dürfen. Die Managerin der Plateau-Stables ist eine junge Deutsche, gerade mal Anfang 20, die im Fernstudium Betriebswirtschaft studiert. Touristen können hier Pferde zum Ausritt leihen, was wohl im hochpreisigen Malawi genug abwirft, um dem Stall ein Auskommen zu sichern. Wir waren sehr beeindruckt, wie die junge Frau den Laden schmeißt, ihr Personal führt und nebenher das Studium absolviert. Sie erzählte uns von den Lebensbedingungen im Land. "Korrupt wie sonst auch in Afrika", meinte sie lächelnd. Aber auch nicht schlimmer. Die laufende Regenzeit hätte viel Niederschlag gebracht und die Ernte würde wohl recht gut ausfallen. Das wäre für die Menschen natürlich sehr wichtig. Auf die vielen Bettler in Zomba angesprochen, meinte sie, dass dort manche Kinder auch schon mal aus der Schule genommen werden, um sie zum Betteln zu schicken. Sie legt für ihre Arbeiter die Hand ins Feuer, bietet denen eine tolle Chance, die arbeiten wollen und ehrlich sind, selbst wenn sie keinerlei Vorkenntnisse haben. Mit Kleinkrediten für ihre Jungs hilft sie ihnen, Dünger für ihre Äcker zu kaufen und wurde bislang nicht enttäuscht, da alle ihren Kredit pünktlich zurück gezahlt haben. Am dritten Abend bekamen wir Besuch von einer Schulklasse der internationalen Schule in Zomba, die nach einer Wanderung auf das Plateau ihre Zelte aufschlug. Mit der Einsamkeit war es also erst mal vorbei, wir freuten uns aber sehr, als zu Gitarrenklängen das Lied "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" einstudiert wurde. Leider geriet die Nacht recht unruhig, da die Kinder wohl vom einsetzenden Regen geweckt wurden und die Nacht gegen vier Uhr als beendet erklärten... Da am nächsten Morgen der ganze Berg in Nebel gehüllt war, fiel uns der Abschied leicht und wir freuten uns auf den Malawisee.

Wir hatten uns für den See für das berüchtigte Cape Maclear entschieden, an dem die ersten schottischen Missionare so tragisch gescheitert waren (fünf waren an Malaria gestorben, bekehren ließ sich leider nur ein Afrikaner...). Hier befindet sich jedoch ein Unesco-Welterbe – der Lake Malawi Nationalpark. Hunderte verschiedene Fischarten tummeln sich in dem recht warmen Gewässer, zahlreiche davon sind endemisch. Die Fische leuchten in den unterschiedlichsten Farben, zahlreiche Aquariumsfische stammen ursprünglich von hier. Wir bezogen einen traumhaften Stellplatz im Eagles Nest, mit privatem Strand am Rande der Bucht. Das war uns insofern nicht unwichtig, da Malawi und besonders auch der Malawisee traurige Berühmtheit durch verschiedene Überfalle erlangt hat. In einer nicht weit entfernten Lodge wurde einer deutschen Overlanderin vor zweieinhalb Jahren mit einer Machete mehrere Sehnen im Arm durchtrennt, sie ist heute noch trotz Therapie traumatisiert. Im Mittelteil des Sees wurden andere Deutsche nachts in ihrem Auto beschossen und ausgeraubt – ebenfalls auf dem Gelände einer Lodge mit Wachpersonal. Wir sind keine ängstlichen Menschen, versuchen jedoch das Risiko zu minimieren, wie irgend möglich. In der Eagles-Nest-Lodge hatten wir ein durchweg sicheres Gefühl, auch konnten wir den verschiedenen Sicherheitshinweisen des Managments entnehmen, dass das Problem durchaus ernst genommen wird. Ein traumhafter Abend mit Lagerfeuer am Strand und einem typischen afrikanischen Sternenhimmel versprach uns einen wunderbaren Aufenthalt. Für den nächsten Tag hatten wir eine Bootstour mit Schnorcheln bei der Nahe gelegenen Insel West Thumbi gebucht. Der Malawisee ist leider aus verschiedenen Gründen etwas in Verruf geraten, einer davon ist die Billharziose, die es in dem See durchaus gibt. Dennoch gelten einige Gebiete als save, so zum Beispiel die Insel. Wir hoffen sehr, dass es stimmt, werden in jedem Fall nach unserer Rückkehr jedoch unser Blut auf Antikörper testen lassen. Bei der Insel angekommen, durften wir erst einmal die zahlreichen Fische mit Brot führten, so dass das ganze Wasser brodelte. Das Schnorcheln im angenehm temperierten See war absolut fantastisch. Auch hier fütterten wir die Schwärme, so dass es um uns nur so wimmelte. Am Strand wurde uns ein leckeres Mittagessen zubereitet, bevor es mit dem Boot weiter ging, zu den Fischadlern. Die Tiere reagieren auf Pfiffe und ihren Namen und natürlich den mitgebrachten Fisch. So flogen Obama, Churchill und Mugabe – so hießen die drei Fischadler – recht nah an uns vorbei. Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die Fahrt zum sogenannten Otter Point, einer bekannten Felsengruppe, bei der sich noch einmal ganz andere Fischarten in den unterschiedlichsten Farben tummeln, so dass wir dort unseren zweiten Schnorchelgang unternahmen. Ein unvergleichliches Erlebnis!

Malawi – The warm heart of Africa – mit diesem selbst gewählten Werbeslogan heißt Malawi seine Gäste willkommen. Und es ist wirklich etwas dran, die Menschen sind hier, trotz einer großen Armut, ausnehmend gastfreundlich, selbst für afrikanische Verhältnisse. Die Berglandschaften und natürlich der zu dieser Jahreszeit smaragd schimmernde Malawisee sind unglaublich schön. Das Baden und Schnorcheln im wohltemerierten, sehr sauberen und fischreichen (und hoffentlich billharziosefreien) See ist wohl allein schon eine Reise wert. Und tatsächlich denken wir, dass Malawi doch noch ein Geheimtipp für viele Afrikareisende ist.

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