Wir hätten nicht gedacht, dass unser Aufenthalt in den Emiraten so lange dauern würde und müssen ehrlich sagen – so gut uns Dubai grundsätzlich gefällt, so sehr brennen wir darauf, die Emirate endlich wieder zu verlassen! Doch der Reihe nach:

Wir verließen den Oman über den Grenzübergang Al Ain, einer Stadt, die aus mehreren ehemaligen Dörfern besteht. Drei davon befinden sich noch auf dem Staatsgebiet des Oman und heißen dort inzwischen Buraimi. So zieht sich der mit Natodraht gesicherte Grenzzaun mitten durch die blühende Oasenstadt, die den Beinamen „Gartenstadt des Arabischen Golfs“ trägt. Eine über 100 km lange beleuchtete, sechsspurige Autobahn mitten durch die Wüste führte uns nach Dubai. Unser Lieblingsemirat empfing uns schon von weitem mit einem strahlenden Burj Khalifa, der nicht nur blitzt und blinkt, sondern in regelmäßigen Abständen komplett in verschiedenen Farben und Mustern erstrahlt – wohl eine Werbeaktion des großen emiratischen Unternehmens Emaar. Frohgemut verbrachten wir die Nacht an unserem Lieblingsstrand Jumeirah und planten die nächsten Schritte. In der Freihandelszone am Flughafen ist der Sitz der Niederlassung der Firma unseres Sohnes und unserer Schwiegertochter, und dorthin hatten die beiden von Deutschland aus unsere Zweitpässe mit dem Sudan-Visum geschickt. Wir fanden die Firma schnell, dann traf es uns wie der Blitz! Die Pässe waren nicht da, noch nicht mal in den Emiraten eingetroffen. Wir waren fassungslos, sollte das Transitvisum für Saudi-Arabien platzen, weil die die Zweitpässe nicht ankommen? Es war 12.00 Uhr, die sudanesische Botschaft hatte bis 13.30 Uhr geöffnet. Also schnell an den Notplan erinnert, rein ins Auto und ab zur Botschaft. Nächster Schock: Visa werden dort grundsätzlich nur für Residents ausgestellt. Nun war es mit meiner Beherrschung vorbei, was unbeabsichtigt vielleicht auch auf den netten Botschaftsmitarbeiter eine Wirkung hatte. Er beruhigte und versprach die Prüfung, ob es möglicherweise eine Ausnahme geben könne, da wir ja Kopien von den in Berlin bereits ausgestellten Visa hatten. Michael musste mehrere Sprints durch das Viertel zurücklegen, um erst Ausdrucke der Fotos und anschließend Bargeld zu besorgen und obwohl die Botschaft inzwischen offiziell geschlossen war, wurden die neuen Visa direkt in nur eineinhalb Stunden Bearbeitungszeit ausgestellt! Maßgeblich daran beteiligt war der Stellvertreter des Konsuls, ein ganz feiner Mensch, in dessen Büro wir warten durften. „You are no guests, you are friends!“. So behandelte er uns auch! Wir hatten schon viel über die Freundlichkeit der Sudanesen gehört – jetzt durften wir sie selbst erleben. Mit den wertvollen Visa machten wir uns wieder auf nach Sharjah an den inzwischen zum Campingplatz mutierten Strand. Dort war die Overlander-Familie um weitere Fahrzeuge angewachsen. Neben Sigi und Gitti, die ebenfalls das Visum durch Saudi-Arabien wollten und Gerd und Jutta, „wohnten“ inzwischen auch Peter und Anja mit ihrem kleinen Hund am Strand, außerdem traf am Abend noch die Münchner Familie M-AX mit ihrem MAN ein, die wir bereits in Armenien getroffen hatten, außerdem die Schweizerin Teresa mit ihrem kanadischen Mann Pierre, die sich auf Dauerreise befinden. Die Armen hatten gemeinsam 5 Tage lang im Hafen von Bandar Abbas ausharren müssen, weil das Schiff wegen Sturms nicht fuhr und der gesamte Hafen gesperrt wurde! Fünf Tage, an denen sie den Hafen nicht mehr verlassen durften, da die Autos bereits ausgestempelt waren. Der starke Wind hatte auch auf hiesiger Seite zu riesigen Wellen geführt, so dass auch „unser“ Strand mehrere Tage gesperrt war und sogar ein 17-Jähriger Pakistani zwei Tage zuvor sein Leben lassen musste. Die Lifeguards konnten ihn nur noch tot aus dem Wasser bergen.

Wer leider nicht kam, war Armins Bruder Yadya, mit dem wir uns fest wegen der Saudi-Visa verabredet hatten. In dieser Nacht schliefen wir schlecht. Yadya kam immerhin am nächsten Tag, kontrollierte noch einmal die Unterlagen und sagte uns zu, im Konsulat alles zu klären und uns dann binnen zweier Tage zur Ausstellung der Visa abzuholen. Wir hatten noch einen Werkstatttermin in Dubai vereinbart und beschlossen danach, auf die lange Rückfahrt nach Sharjah zu verzichten und am Jumeirah Beach abzuwarten. Der Tag verging, Yadya vertröstete uns immer wieder, doch als er uns schließlich mitteilte, dass das Konsulat auf die Antwort des Außenministeriums in Riad wartete, war uns klar, dass wir verloren hatten! Denn von höchst offizieller Seite waren ja alle Anfragen in den letzten Monaten abgelehnt worden. Und so kam es dann auch. Die offizielle Antwort war, wir würden das Visum bekommen, wenn die Deutsche Botschaft die Verantwortung für uns übernähme, wenn uns im Land etwas passiere. Solche Forderungen waren auch früher schon gestellt und natürlich von der Deutschen Botschaft abgelehnt worden, sodass wir uns den Versuch sparten, der uns noch weitere Zeit gekostet hätte. Alles auf eine Karte gesetzt und doch verloren, das war erstmal schwer zu schlucken. Yadya war selbst so enttäuscht von der Absage, dass er mit seinem Freund vom Konsulat extra noch mal vorbei kam und erklärte, wo das Problem läge. Die Situation sei in Saudi-Arabien derzeit für Ausländer so gefährlich, dass ohne die Übernahme der Verantwortung durch die Heimatbotschaft keine Visa mehr erteilt werden könnten. Da wir diese Antwort ziemlich genau so auch bereits im Sommer von einem saudischen Geschäftsmann mit Kontakten in die höchsten Kreise erhalten hatten, der sich sehr für unsere Visa eingesetzt hatte, denken wir inzwischen, dass es wahrscheinlich wirklich das Beste war, die Visa nicht bekommen zu haben. Wir sind ja bereit, überschaubare Risiken auf unserer Reise einzugehen, aber nicht um jeden Preis. Damit war die erste Woche auch schon vorüber, zumal Dubai drei Tage den Nationalfeiertag zelebrierte und gar nichts ging.

Glücklicherweise hatten wir ja schon einmal die Verschiffung fast in trockenen Tüchern gehabt, so dass die Kommunikation mit Pangaea Cargo in Bremen wieder schnell und problemlos anlief. Um mal wieder etwas Neues zu sehen, beschlossen wir, den Strand zu wechseln und uns den bei Overlandern bekannten Al Sufouh-Beach zwischen Burj al Arab und Marina anzusehen. Und wen trafen wir da? Die Münchner Familie! Liebenswürdigst wurden wir sofort von Dominique zum Essen eingeladen, was uns das Ankommen natürlich leicht machte. Neben Markus und den Kindern Artur, Alexander und Katharina saß auch noch Siggi am Tisch, ein junger Reiseradler aus Backnang, der auf sein Visum nach Indien wartete und ebenfalls während der Feiertage untätig ausharren musste. Wir verbrachten nach der Weiterreise der Münchner mit ihm noch schöne Tage und machten das Beste aus unseren ungeplanten Urlaubstagen. Besonders freuten wir uns, die „Magirusnomaden“ Gitti und Stefan kennen zu lernen, die sich vor einigen Jahren in der gleichen Situation wie wir befanden, sich aber dann entschieden, auf der arabischen Halbinsel zu überwintern und ihre Afrikapläne aufzugeben. Sie sind nach ihrer langen Reise ins Berufsleben zurückgekehrt und leben inzwischen in Dubai. Ab und an gab es nette Gespräche am Strand von interessierten Expats. Allgemeiner Tenor hier war, dass das Land sich noch bis zur Expo 2020 rasant weiterentwickle, dann aber möglicherweise in eine neue Krise stürze. Die Immobilienpreise bröckeln schon jetzt, dennoch wird wie wild gebaut. Außerdem berichtete uns ein Pakistani sehr zurück haltend, aber dennoch deutlich über sein Leben als Gastarbeiter in den Emiraten. Visa gibt es immer nur für ein bis zwei Jahre. Man muss seine Arbeit, egal wie schlecht sie oder die Behandlung dort ist, zu Ende bringen, sonst muss man das Land sofort verlassen und ist für ein erneutes Visum erst einmal gesperrt. Bei einer 6-Tage-Woche mit 24-Stunden Verfügbarkeit als Fahrer kein leichter Job. So sieht moderne Sklavenhaltung aus.

Am Sonntag konnten wir im Verschiffungsbüro vor Ort endlich alles festmachen, um dann am Dienstag unser armes Auto mit Tränen in den Augen in den Hafen zu bringen. Wir selbst checkten in einem der Außenbezirke Dubais in der Nähe des Flughafens in einem Appartement ein, das wir über AirBnB gebucht hatten – dem Sohn sei Dank, der uns diese Unterkunftsart in Kanada nahe gebracht hatte. J Etwas schmuddelig zwar, aber mit schönem Balkon, Pool und nettem Vermieter ausgestattet, eignet es sich, um die weitere Reise in den Sudan zu planen. Sudan, eines der schönsten Reiseländer auf unserer Tour, aber fast völlig ohne Infrastruktur. DAS Reiseland für unseren Landi! Unser Problem: wir waren für die Weihnachtsferien mit Bini und Jörn in Äthiopien verabredet. Also bleibt keine Zeit mehr für den Sudan mit dem Landi. Mit Tränen in den Augen planten wir die Sudan-Tour als Backpacker. Nach vielen Recherchen hatte Michael plötzlich die zündende Idee! Wir fragen Bini und Jörn, ob sie bereit sind, uns nicht in Äthiopien sondern im Sudan zu besuchen! Unkompliziert stimmten sie sofort zu, buchten einen Anschlussflug nach Khartoum und switchten ihr Visum um. Der Sudan mit Landi war gerettet!

Doch was machen wir die nächsten Wochen? Emirate verlängern? Kommt nicht in Frage! Schon in den Sudan fliegen? Macht keinen Sinn für mehrere Wochen, zumal das Visum ja auch nur eine Gültigkeit von 30 Tagen hat. Diesmal kam mir die zündende Idee. Unser Ziel ist es, Afrika auf der Ostroute zu bereisen, von Nord nach Süd. Die lange Anreise über so fantastische Länder wie Georgien, Armenien, Iran und Oman waren die Bonbons, die wir uns schmecken ließen, da die Anfahrt über Ägypten derzeit sehr schwierig ist und wir gerade den Iran unbedingt kennen lernen wollten. Doch jetzt hatten wir plötzlich Zeit gewonnen und nutzen sie. Wir fliegen – nach Ägypten! Für uns gibt es dort noch viel zu entdecken. Wir möchten über den Nasser-Stausee von ägyptischer Seite bis zur nubischen Wüste an der Grenze zum Sudan vorstoßen und legen damit die Grundlage für die Weiterreise entlang des Nils von der Mündung bis zur Quelle. Wir freuen uns!    

 

Ein Schmankerl zum Schluss:

Am Tag vor unserer Abreise erhielten wir die erfreuliche Nachricht, dass unsere Pässe in Dubai angekommen sind! Allerdings hatte die Post schon zu. Und der Abreisetag ist Freitag - gleich Ruhetag. Wir lassen sie uns wieder nach Hause schicken...

 

9 Nachklapp Emirate - 26. November bis 9. Dezember
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