Oman – Geologisches Weltwunder, Tausend Kilometer lange wunderschöne Sandstrände, fantastische Bergwelten, freundliche Menschen und ein vom Volk geliebter, obwohl schwuler muslimischer Sultan. Was will man mehr?

Nach den Planungs- und Auftanktagen in den Emiraten waren wir glücklich, endlich wieder unterwegs zu sein. Obwohl es sehr schön war, viele Gleichgesinnte zu treffen und wir die Gespräche mit anderen Overlandern sehr genossen hatten, freuten wir uns nun wieder allein zu sein, unseren persönlichen Reiserhythmus zu leben. Wir fühlen große Dankbarkeit dafür, dass wir eine solch tolle Reise gemeinsam erleben zu dürfen und uns so gut verstehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man quasi 24 Stunden am Stück beieinander ist, kaum eine Möglichkeit besteht, sich aus dem Weg zu gehen. So brachen wir gut gelaunt auf in Richtung der omanischen Enklave Musandam. Nach 130 km erreichten wir die Grenze, an der unser Hochgefühl jäh gebremst wurde – wir durften nicht einreisen! Michaels Pass hatte zwar einen Einreisestempel, er war aber nicht im System registriert. Der einfältige Immigrations-Beamte am Sharjah-Hafen hatte mangels funktionierendem Lesegerät alle Pässe per Hand in den Computer eingegeben und hier vermutlich einen Fehler gemacht. Das scheint gar nicht so selten vorzukommen, hatten doch vier ältliche Engländerinnen das gleiche Problem. Normalerweise wird es durch einen Anruf bei der Einreisestelle gelöst, was bei den Ladies auch klappte, allerdings hatten die Grenzbeamten in Musandam entweder eine falsche Telefonnummer oder bei der Hafen-Immigration ging niemand dran. Alle Versuche, die bornierten Grenzer zu einer unbürokratischen Lösung zu überreden, schlugen fehl. Da es für Touristen ja nur diesen einen Grenzübergang gibt, hätte es unserer Meinung nach ausgereicht, den Pass auszustempeln, da wir ja in jedem Fall wieder zurückkommen mussten. Dann hätte Michael regulär in die Emirate einreisen können, eigentlich kein Problem nachdem er ja nun schon mehrere Tage „illegal“ im Land war. Doch weder Argumente noch unser Sitzstreik brachten den erwünschten Erfolg, sodass wir uns verärgert auf den Rückweg zum Sharjah-Hafen machen mussten. Dort waren die freundlichen Beamten sehr überrascht, dass wir zurückgeschickt worden waren, es hätte doch ein Anruf ausgereicht… Immerhin ging es nun schnell, sodass wir uns gleich wieder auf den Rückweg machen konnten und nach drei Stunden wieder in der Abfertigung standen. Dem Beamten fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er uns sah! Nachdem niemand etwas mit dem Carnet de Passage anfangen konnte, verzichteten wir auf das Ausstempeln und freuten uns, endlich angekommen zu sein. Die Nacht verbrachten wir an einem wunderschönen Sandstrand am Meer. Allerdings sorgte der Tiefsand am kommenden Morgen erstmal für körperliche Ertüchtigung mittels Sandblechen…J. Die wunderschöne Küstenstraße führte uns dafür an einem gewaltigen Kalksandsteingebirge entlang an den nordöstlichsten Punkt der arabischen Halbinsel. Das atemberaubende Bergpanorama in Verbindung mit tief eingeschnittenen Fjorden, hat Musandam den Namen „Norwegen des Mittleren Ostens“ eingebracht. Im Wadi Qadi beim Ort Tawi türmen sich an der kleinen Durchgangsstraße haushohe Gesteinsbrocken, an denen man achtlos vorbeifahren würde, wüsste man nicht, dass sie einst aus einer hoch gelegenen Höhle stürzten und beeindruckende Felsgravuren tragen. Obwohl schon ca. 2000 Jahre alt, sind sie noch von erstaunlich guter Qualität. Besonders haben wir uns über das Wiedersehen mit unseren Hafengefährten Ewen gefreut, der auf seinem Motorrad anbrauste und sich über eine kalte Cola freute. Wir haben uns angewöhnt, immer eine Cola mehr kalt zu stellen, um erhitzten Motorrad- oder Fahrradfahrern eine Freude zu machen.

Die Ausreise aus Musandam klappte glücklicherweise problemlos, sodass wir uns nach kurzer erneuter Fahrt durch die Emirate noch am gleichen Abend an die Einreise des „richtigen“ Omans machten. Die Formalitäten waren grundsätzlich zügig und freundlich, allerdings machte auch hier das Carnet zunächst Probleme. Doch nachdem wir den verschiedenen Zöllnern erst einmal erklärt hatten, wo sie was zu stempeln hatten, waren sie sehr bemüht, alles richtig zu machen. Es gelang uns sogar noch am gleichen Abend, eine Sim-Karte von Omantel zu erwerben, die zwar mal wieder bei der Installation kurz Probleme machte, seitdem aber anstandslos funktionierte. Nachdem es wieder einmal bereits dunkel war, als wir unseren Schlafplatz suchten, waren wir froh, in der Nähe eine gute Möglichkeit auf einer mit einigen Bäumen bewachsenen Steppe zu finden. Allerdings fühlte ich mich gleich wie weiland Absalon aus der Bibel und verfing mich mit den Haaren so in einem Dornenbusch, dass ich auf Michaels tätige Hilfe angewiesen war. Diese Dornenbüsche begegneten uns im Oman noch häufig. Die Menschen zeigten sich überall sehr freundlich, aber erfreulich zurückhaltend. Sie winken und hupen häufig, wenn sie an uns vorüberfahren, bleiben in der Regel aber weg. Unser erster Weg führte uns durch die Batinah, das fruchtbare Zentrum Omans, in die Hauptstadt Muscat. Muscat ist inzwischen eigentlich fast nur noch der Regierungssitz des Sultans und seiner Minister. Da der Nationalfeiertag am Geburtstag des Sultans Qaboos (18. November) kurz bevorstand, war die ganze Stadt mit Porträts und Flaggen geschmückt, die Menschen bereiteten sich überall auf die Feierlichkeiten vor. Der große Sultanspalast nimmt einen Großteil der Innenstadt ein. Für Bau und Erweiterung mussten ein Wohnviertel und ein alter Souq weichen, was die Bewohner ihrem geliebten Herrscher jedoch inzwischen verziehen haben. Zwei Forts bewachten die kleine Hauptstadt, die gut eingekesselt zwischen hohen Bergen lediglich eine offene Flanke zum Meer hin bietet und damit in früheren Jahrhunderten gut zu verteidigen war. Einen traumhaften Blick hat man auf die Kapitale über die alte Passstraße zwischen Muscat und der Schwesterstadt Mutrah, die 1929 eröffnet, die erste Asphaltstraße des Landes war. In Mutrah sind noch zahlreiche schöne alte Handelshäuser auf der Küstenstraße, der Corniche, zu bewundern. Mal wieder waren wir spät dran und die Sonne bereits untergegangen, als wir südlich von Muscat einen Schlafplatz suchten. Der Supermond stieg unwirklich groß zwischen den 1 Milliarde Jahren (!) alten Bergen auf. Verschiedene Buchten weckten unser Interesse, doch alle waren sie gesperrt für gigantische Hotelanlagen, die entweder schon bestanden oder sich gerade im Bau befanden. Doch endlich ging ein unbeleuchteter und -befestigter Weg ab in Richtung Meer, dem wir folgten. Nach einigen hundert Metern, glommen weit auseinander liegende einzelne Lichter auf, Angler, die die ruhige Abendstimmung für ihr Hobby nutzten. Wir stellten uns dazwischen und genossen ebenfalls den Abend. Einige weitere Autos gesellten sich noch in die Nähe und plötzlich kam ein Omani zu uns, sprach uns freundlich an – und schenkte uns eine Flasche Rotwein! Wenn man bedenkt, dass natürlich auch im Oman den Muslimen der Alkohol verboten, ja offiziell auch nirgends zu kaufen ist, war das ein beeindruckendes und höchst willkommenes Geschenk zumal unsere Vorräte aus dem Duty Free in Sharjah rapide abnahmen. Als wir gerade ins Bett gehen wollten, kam der edle Spender – Nazer – noch einmal, um uns für den kommenden Tag zum Mittagessen einzuladen, die wir gerne annahmen. Die Zeit bis zu unserer Verabredung nutzten wir am nächsten Tag mit der Besichtigung des berühmtesten Hotels Omans, des Al-Bustan-Palace-Hotels. Nach Weihrauch duftend, erinnert es an einen Palast aus 1001 Nacht. Als Gastgeschenk für Nazer kauften wir dort Törtchen zu stolzem Preis. Am Vorabend hatte der amerikanische Außenminister John Kerry dort übernachtet… Dann ging es zu unserer Verabredung. Mit seinem Porsche Cayenne holte Nazer uns am verabredeten Kreisel ab. Er lebt mit Frau, 5 Kindern und Hausmädchen in einem großen schönen Haus in der Neubausiedlung Al-Amrat. Eltern und jüngere Geschwister leben direkt nebenan. Die Schulkinder kamen nacheinander nach Hause, die neunjährige Tochter tauschte sogleich ebenso wie der 12jährige Sohn die omanische Kleidung gegen westliche. Der 16jährige Sohn begrüßte seinen Vater traditionell mit Kuss auf Handrücken und Stirn. Ansonsten gab sich der Vater ebenfalls ganz traditionsbewusst, wir mussten an uns halten, als er uns berichtete, dass er im Religionsministerium arbeitet! Da schmeckte uns der geschenkte Wein am Abend umso besser… Wir hatten den Eindruck, dass er die Einladung am Vorabend in weinseliger Stimmung ausgesprochen hatte, als er mit seinen Freunden am Meer kräftig gefeiert hatte, und sie nun eher pflichtbewusst absolvierte. Wir wurden vom dunkelhäutigen Hausmädchen bedient, die Ehefrau bekamen wir trotz meiner Nachfrage nicht zu Gesicht. Das Mahl war köstlich, es gab Fisch und verschiedene Fleischsorten, dazu Reis und Salat und als Nachspeise die traditionelle omanische Süßspeise Halwa. Allerdings mutete es uns merkwürdig an, dass wir zum Essen alleine gelassen wurden, was unseren Eindruck der Pflichterfüllung noch verstärkte. Dennoch war es für uns ein interessanter Einblick in einen omanischen „Oberklassenhaushalt“. Auch ein Bruder Nazers arbeitet in einem Ministerium. Überhaupt hat der Sultan zahlreiche Stellen im Regierungsapparat geschaffen, bietet den jungen Omanis gute Arbeitsbedingungen. Wir fragen uns jedoch, wie es im Oman weitergeht, wenn der Ölpreis nicht wieder steigt. Sultan Qaboos hält derzeit alles zusammen, ist jedoch nicht mehr der Jüngste und war vor zwei Jahren schwer krank. Auch ist seine Nachfolge wohl nicht geregelt. Er hat viele Ideen auf den Weg gebracht auch für die Zeit, wenn das Öl versiegt ist, sodass wir hoffen, dass sich das Land auch weiter positiv entwickelt.

Auf der Route nach Süden gab es zahlreiche wunderschöne Wadis zu bestaunen, wir entschieden uns für die Fahrt ins Wadi Suwayh, ein schöner Weg durch die Berge in ein palmenbestandenes Tal mit glasklarem Wasser am Ende. Das Wasser wird bei den starken Monsun-Regenfällen in den Bergen wie in einem Schwamm gespeichert und langsam wieder abgegeben. So funktioniert auch das jahrhundertealte Falaj-System, ein System der Bewässerung mittels in den Fels gehauenen oder gemauerten Gräben. Vorbei an den Wadis Shab und Tiwi ging es weiter nach Sur, einem Städtchen, das früher bekannt für seine Dhauwerften war. Heute gibt es allerdings keine Neubauten dieser unterschiedlich großen Holzschiffe mehr, so dass die Stadt sich heute lediglich einen Namen durch Fischfang und schön geschnitzten Holztüren macht. Ein Stück weit im Landesinneren, in der Nähe der Wüste Ramlat al-Wahibah, befindet sich das ganz besonders schöne Wadi Bani Khalid. Auch viele Touristen finden ihren Weg hierher, bleiben zumeist aber am großen Felsenpool zu Beginn hängen, bei dem es auch ein Restaurant und eine bequeme Badestelle gibt. Wandert man jedoch ein gutes Stück in das Wadi hinein, kommt man zu zahlreichen weiteren Felsenpools mit herrlich erfrischendem Wasser, mehrere Meter tief und fast menschenleer. Weiter geht es durch mehrere Wasserläufe hindurch, bis man schließlich auf eine Treppe stößt, die in eine zunächst leicht zugängliche Höhle führt. Doch kurz nach dem Eingang kommt man nur noch kriechend weiter. Nach wenigen Metern weitet sich die Decke jedoch wieder etwas und das Rauschen von unterirdischem Wasser verstärkt sich. Wieder kommt man nur fast kriechend voran, kalte Winde und heiße Lüfte wechseln sich ab, kleine Kavernen ermöglichen immer wieder ein kurzes Aufrechtstehen. Die Taschenlampe, die das tiefe Schwarz zerschneidet, beleuchtet zahlreiche in den Hohlräumen an der Decke hängende Fledermäuse, ein fantastisches Erlebnis! Nach diesem Abenteuer kam uns das erfrischende Bad gerade recht.

Nach einem kurzen Abstecher an den Rand der Wüste steuerten wir das nächste Hihglight des Tages an, das Turtle-Watching in Ras al-Jinz. Kilometerweite Strände in diesem Teil Omans sind Schutzzone der beeindruckenden Riesenschildkröten, die hier an den Ort ihrer Geburt zurückkehren um ihre Eier abzulegen. In Ras al-Jinz wurde die einzige Möglichkeit geschaffen, live dabei zu sein. Unsere Sorge, ob wir noch Karten für die Führung um 21 Uhr bekommen würden, erwies sich als unbegründet. Wir konnten sogar im angeschlossenen Hotel noch etwas essen, bevor sich pünktlich unsere 25 Personen starke Gruppe auf den zehnminütigen Weg zum Meer machte. Maximal 200 Personen können an einem Abend den Strand besuchen. Wie immer bei Tierbeobachtungen ist es nicht selbstverständlich, dass man Erfolg hat, zumal die Haupt-Brutzeit eigentlich schon vorüber war. Doch wir hatten Glück und fünf Tiere befanden sich am Strand, sodass wir den ganzen Prozess mitverfolgen konnten. Zunächst buddelt die Schildkröte mit ihren Vorderflossen eine Kuhle, wobei sie nur aktiv wird, wenn sie ungestört und der Sand von richtiger Beschaffenheit ist. Anschließend erstarrt sie geradezu und beginnt mit dem Ablegen von über 100 tischtennisgroßen Eiern. Nach dem Legen schaufelt sie das Nest mit ihren Vorder- und Hinterflossen wieder zu, um schließlich noch einen „Fake“-Krater zu buddeln, um Feinde wie Füchse es schwerer zu machen, die Eier zu stehlen. Nach ca. zweistündiger harter Arbeit robbt sich die Schildkröte wieder zurück in die Brandung. Dieser Prozess vollzieht sich ca. dreimal in einem Jahr, bevor sie nach zwei bis vier Jahren zur erneuten Eiablage an ihren Strand zurückkehrt. Der heiße Sand brütet die Eier aus und die Jungen schlüpfen zu unterschiedlichen Zeiten. Sofort versuchen sie zum Wasser zu kommen, wo allerdings – und das ist ein richtig grausames Schauspiel – Unmengen von riesigen weißen Krabben auf die leichte Beute warten! Sollten es die Kleinen doch ins sichere Meer geschafft haben, machen ihnen dann Raubfische, Fischernetze und Plastiktüten den Garaus, so dass es nur 2-3 von 1000 Tieren schaffen, heranzuwachsen. Wir hatten das große Glück, den gesamten Prozess sehen zu dürfen, glücklicherweise nicht das Gemetzel der Krabben, aber doch ihre Anzahl in der Brandung. „Unsere“ zwei Schildkrötenbabys hatten sicher nicht den Hauch einer Chance L. Michael nahm sich vor, zukünftig täglich Monsterkrabben zu essen (bislang hat er das noch gar nicht getan…). In jedem Fall waren wir absolut beeindruckt von dem Erlebnis.

Von diesem tollen Tag zehrten wir noch eine Weile, was auch gut war, da die eineinhalb Fahrtage entlang der Küstenstraße auf die Dauer eher langweilig waren – hatten wir doch über 1000 Kilometer bis Salalah vor uns! Die einzige Abwechslung boten ab und an schöne Lagunen wie die Drei-Palmen-Lagune mit Flamingos und vielen weiteren Vögeln, auch eine durch besondere Algen rosa gefärbte Lagune lag in der Nähe. Auffällig war die hohe Zahl an Militärkontrollen, die ab dem Abzweig zur Insel Masirah im ganzen Süden regelmäßig durchgeführt wurden. Schwer bewaffnete Soldaten mit der Kalaschnikow im Anschlag führten Kontrollen der PKW und LKW durch. Unter Tarnnetzen standen Fahrzeuge mit Geschützstand. Von uns wollten sie normalerweise nichts, lediglich einmal mussten wir den internationalen Führerschein rauskramen. Überraschend auch die Ärmlichkeit der Ansiedlungen am Wegesrand, wo der normale Oman-Urlauber nie vorbei kommt. Einfachste Wellblechhütten dienen als Unterkunft der Menschen, überall liegt Müll herum. Insgesamt ist Oman ein sehr sauberes Land, was allerdings an der großen Zahl der Gastarbeiter liegt, die den weggeworfenen Abfall morgens einsammeln. Die Omani selber nehmen ihren Müll nicht mit, sondern lassen ihn einfach liegen oder werfen ihn sogar ins Gebüsch. Wo es keine fleißigen Gastarbeiter gibt, sieht es schnell ähnlich aus, wie man es aus anderen arabischen Ländern kennt. Der Sultan legt zwar großen Wert auf Umweltschutz, hier ist allerdings noch gewaltig nachzuarbeiten, um die Einstellung der Bevölkerung zu verändern. Absolut sehenswert war dann das Wadi Shuwaymiyah schon weit im Süden. Hier gab es auch wunderbare Ausblicke auf Felsen und ins Meer, sogar einen springenden Rochen sahen wir. Mit dem Wadi Hinna bekamen wir durch zahlreiche Baobab-Bäume schon einen Vorgeschmack auf Afrika. Etwas Abwechslung bekamen wir durch die Tawi-Attair- Sinkhole, ein ca. 100 m breites und 200 m tiefes Loch, das durch das Einbrechen des Deckgesteins einer Kalksteinhöhle entstanden ist. Solche gibt es im Oman mehrere. Das folgende Hochplateau zeigte plötzlich eine ganz andere Landschaft! Grüne Flächen mit großen Rinderherden, die mit den zahlreichen Kamelen einträchtig auf Nahrungssuche sind. Das Wadi Darbat führte uns wieder zur Hauptstraße zurück. Endlich war Salalah erreicht, die Stadt mit dem mystischen Klang des Orients, des Weihrauchs. Doch ehrlich gesagt – wir waren enttäuscht! Der Souq mit den zahlreichen Weihrauchständen war natürlich sehenswert, auch überraschte das tropische Flair mit zahlreichen Palmen und Bananenstauden. Aber ansonsten war Michaels Besuch beim Barbier noch das Beste. Wir hatten uns sehr beeilt, um pünktlich zum Nationalfeiertag in dieser Stadt einzutreffen, in der Sultan Qaboos geboren wurde und sein Vater regierte. Doch möglicherweise haben die Einwohner ihm noch nicht ganz verziehen, dass er, nachdem er sich an die Macht geputscht hatte, die Hauptstadt nach Muscat verlegte. Keine Flagge war zu sehen, kein Portrait. Nur eine Landrover-Parade unterschiedlicher Modelle kam uns hupend mit Fähnchen geschmückt entgegen. Ein Einheimischer erzählte uns immerhin, dass es abends ein Feuerwerk gäbe und das war dann 30 Minuten lang tatsächlich schön anzusehen – wenngleich die Farbgebung in Landesfarben grün, rot und weiß (gold) dann doch auf die Dauer etwas eintönig war. Die traditionellen Vorführungen im Stadion waren leider lediglich den VIPs vorbehalten. Die Nacht verbrachten wir am weißen Sandstrand bei Monsterwellen. Das Badeverbotsschild hatten wir geflissentlich übersehen und damit ignoriert, wussten aber sofort, warum es am gesamten Strand galt. Die Strömung zog uns so unglaublich nach draußen, dass wir es vorzogen lediglich bis zu den Knien ins Wasser zu gehen – und das war mehr als genug! Genießen konnten wir den schönen Abend nicht und schon gar nicht die warme Nacht. Ein Stechmückengeschwader flog von der naheliegenden Lagune an und sorgte für stundenlange Mordattacken unsererseits im Auto. Müde und froh, dass diese Nacht auch irgendwann zu Ende war, besichtigten wir am nächsten Tag die Sultan-Qaboos-Freitagsmoschee, ein schöner weißer Neubau mit riesigem vollklimatisiertem Gebetsraum und kunstvoll geschnitzten Türen.

Die Schlucht Ayun gefiel uns nicht besonders, allerdings waren wir möglicherweise auch schon etwas gesättigt von unseren tollen Erlebnissen. Eher kulturell interessant, denn tatsächlich schön, war das Mausoleum des Propheten Hiob, der auch im Islam als Prophet Bedeutung hat und dort Nabi Ayoub genannt wird. Nördlich von Salalah leben wie auch schon östlich davon die Jebalis, Bergnomaden, die über große Rinder- und Dromedarherden verfügen. Heute sind sie meist sesshaft. Noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts führten sie eine Art Guerilla-Krieg gegen die Regierung, die zunächst mit Hilfe der Briten, endgültig aber erst 1976 durch Sultan Qaboos beendet werden konnte. Die ehemaligen Widerstandskämpfer wurden in eine Art Sicherheits- und Friedenstruppe aufgenommen, der infrastrukturelle Aufbau des Gebietes (Dhofar) wurde forciert. Der junge Sultan hatte es geschafft, das Land zu einen! Auf dem langen Weg zurück durchs Land machten wir noch Station im Weihrauchpark, einem Unesco-Welterbe. Hier konnten wir die berühmten Bäme endlich in Natura sehen. Unser nächstes Ziel war dann Shisr, auch bekannt unter „Ubar – Atlantis der Wüste“. Die Ausgrabungen dieser „verlorenen Stadt“ sind inzwischen fast abgeschlossen, ein Museum ist in Bau. Möglicherweise bestand die Stadt schon vor 5000 Jahren und findet sogar im Koran als Karawanenstadt der legendären Weihrauchstraße Erwähnung. Irgendwann war sie angeblich verschwunden. Vermutlich fiel sie ebenfalls dem Deckeneinbruch einer Kalksteinhöhle zum Opfer, denn ein 12m tiefer Krater zieht sich durch das Ausgrabungsgelände. Ansonsten zog sich die Strecke viele hundert Kilometer weit quasi durch heißes Nichts, am „Leeren Viertel“ entlang. Die Rub al Khali ist die größte zusammenhängende Wüste der Welt und bedeckt mehrere Teile mehrerer Länder der arabischen Halbinsel. Allerdings kann man von der Straße aus leider nichts von ihren beeindruckenden Dünen sehen, doch unser schweres Reiseauto wollten wir auch in Ermangelung eines Partnerfahrzeugs keinen Gefahren aussetzen. Glücklicherweise fanden wir jedoch ein paar kleine Dünen am Rande der weiten Fläche, sodass wir in den Nächten ein wenig Wüstenfeeling hatten, an dem neben einem großen Skorpion auch der grandiose Sternenhimmel seinen Anteil hatte.

Endlich in Nizwa angekommen, durften wir noch einmal die grandiose Bergwelt Omans genießen. Unübertrefflich war dabei die Rundtour durch das Wadi Bani Awf bis zum Städtchen Rustaq und zurück durchs Wadi Sahtan. Unser Landi schraubte sich über unfassbare Steigungen die Piste hoch bis auf 2000 Meter und hinab in enge Schluchten. Die Snake-Gorge windet sich schlangengleich durch das Felsengestein. Mal wieder spät dran fanden wir einen bezaubernden Übernachtungsplatz in einer kleinen Palmenoase und stiegen am nächsten Tag durch das enge Wadi bis ins Örtchen Balad Seet. Diese Wanderung war ein Höhepunkt unserer Tour durch die Hajar-Berge. Der so berühmte Jebel Shams enttäuschte uns dagegen etwas, ist er doch unglaublich touristisch. Der Blick hinab in die 1000 m tiefe Steilwand ist natürlich in jedem Fall spektakulär. Allerdings verhüllte der gegenüberliegende Berg sein Antlitz in den Wolken. Wirklich hübsch war dafür das verlassene Dörfchen Ghul, das gebaut aus rötlichem Stein an einer Felswand klebt. Bei genauem Hinsehen, entdeckt man sogar Ruinen einer Siedlung aus vorislamischer Zeit, die sich farblich kaum vom Berg abheben. Unserer Ansicht nach zurecht als eines der schönsten Bergdörfer Omans ausgezeichnet begeisterte uns das kleine Misfah in der Nähe von Al-Hamra. Der alte vollständig aus Natursteinen gemauerte Ortskern ist nur zu Fuß zu besichtigen. Die Wege führen treppauf, treppab durch den Ort, der förmlich an einem Steilhang klebt. Ein Falaj-System versorgt das Dorf und den angeschlossenen Palmenhain mit Wasser. Im wunderschönen kleinen Hotel „Old Misfah House“ war auch schon Prinz Charles zu Gast, wovon gerahmte Bilder an der Wand Kenntnis geben. Um all diese Eindrücke zu verarbeiten, gönnten wir uns ein kleines Durchatmen in der relativen Einsamkeit. Lediglich die benachbarten beiden Dromedare bekamen täglich mehrfach Besuch ihres Besitzers. Ansonsten war neben einer Ziegenherde der Weckruf eines eher schwächer begabten jungen Mannes (Dorftrottel), der von unserer Anwesenheit völlig von der Rolle war, die einzige Störung.

Unser letzter Tag im Oman führte uns zum Tiermarkt in Nizwa, ein interessantes Spektakel jeden Freitag direkt neben dem Souk. Früh aufgestanden fanden wir uns gegen halb neun am Ort des Geschehens ein. Die Verkaufsverhandlungen waren im vollen Gange! Zahlreiche Ziegen wurden von ihren Nochbesitzern am Strick um das Rondell gezerrt, um Interessenten zu finden. Diese kniffen die Tiere in die Seite, um die Festigkeit des Fleisches zu prüfen und besahen das Gebiss. Bei Gefallen wurde wild gehandelt und Scheine und Tier wechselten jeweils den Besitzer. Nach Ziegen und Schafen kamen die Rinder an die Reihe. Junge Kälber, die nervös versuchten auszubrechen, große gefährliche Bullen, die nach einer Runde sofort wieder nach außen geführt wurden. Kurz nach neun war das Schauspiel jäh beendet. Die Tiere zogen mit ihren neuen Besitzern von dannen und wurden auf den Ladeflächen der Pickups verstaut. Das eingenommene Geld wurde gleich wieder investiert in den Kauf von Krummdolchen oder Gewehren, an den jeweiligen Ständen im benachbarten Souk herrschte Hochbetrieb. Sind hier natürlich auch viele Touristen zu finden, so sind Tiermarkt wie Souk in Nizwa freitags doch vor allem in der Hand der Einheimischen.

So langsam neigte sich unsere Zeit im Oman dem Ende zu und wir bummelten wieder in Richtung Emirate. Auf dem Weg machten wir noch einen Abstecher in Jabrin Castle, einem Wohnfort aus dem 17. Jahrhundert. Wunderschön restauriert und mit Teppichen, Kissen und alten Holztruhen lohnt es in jedem Fall den Besuch. Wir hatten großes Glück, dass wir es besichtigen konnten, schließt es freitags doch offiziell bereits um 11 Uhr vormittags, wir durften es jedoch noch um halb eins besichtigen. Um 13 Uhr war es dann allerdings wirklich geschlossen. Das größte Fort Omans schauten wir uns nur von außen an, das Bahla-Fort in der Nähe von Jabrin ist wirklich gigantisch groß. Die Renovierung es Weltkulturerbes – auch finanziert durch die Unesco – ist inzwischen abgeschlossen. Ganz anders, aber nicht minder beeindruckend, sind die Bienenkorbgräber von Al-Ayn, die bereits vor 5000 Jahren auf einem Hügel errichtet wurden, den Jebel Misht mit seiner zackigen Krone und der steilabfallenden Sudostwand im Rücken. Einige der 21 Gräber sind inzwischen eingestürzt, was dem Gesamtbild jedoch keinen Abbruch tut. Merkwürdigerweise führen keine Hinweisschilder hierher, was im Oman eher ungewöhnlich ist. Auch die Gräber von Bat sind nicht ausgeschildert, was allerdings hier auch Sinn macht, da die Ausgrabungen noch im vollen Gange sind. Da die Ruinen eingezäunt sind, kann man sie leider nicht besichtigen.

Damit sind die zwei Wochen Oman auch schon zu Ende. Wir waren viel unterwegs und haben das Gefühl das Meiste gesehen zu haben. Wirklich Weltklasse sind die Berge und die Wadis mit zum Teil glasklarem Wasser in atemberaubender Umgebung. Die Omanis sind durchweg freundlich und es war noch nirgends so leicht, einen (sicheren) Stellplatz für die Nacht zu finden. Frauen waren uns gegenüber jedoch extrem zurückhaltend. Viele waren tief verschleiert und ein Kontakt war nicht möglich. Das haben wir selbst im Iran anders erlebt. Als Frau ist das Reisen im Oman allerdings entspannter, weil weniger reglementiert. Der Sultan hat sein Land fest im Griff und so lange er da ist, wird Oman sicher auch in Zukunft ein super Reiseland bleiben. Für uns steigt nun die Spannung ins Unermessliche! Kommen die Reisepässe rechtzeitig? Bekommen wir das Visum?

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